Fastenzeit 2013

Tag 1
13.02.2013
Am Aschermittwoch beginnt die 40tägige Fastenzeit, (ausgenommen die Sonntage). Sie gilt als Vorbereitungszeit auf das Fest der Auferstehung Jesus von den Toten.

Der Aschermittwoch und der Karfreitag sind strenge Fasttage, an denen die erwachsenen Katholiken sich nur einmal am Tag satt essen und auf Fleisch verzichten sollten.

Am Aschermittwoch wird als Symbol der Buße und Reinigung das Aschenkreuz vom Priester auf die Stirn der Gläubigen gezeichnet. Dabei spricht der Priester die Worte: "Gedenke Mensch, dass du aus Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst." Asche ist das Symbol der Vergänglichkeit. Dadurch bekunden die Christen Ihre Bereitschaft zu Umkehr und Buße. Die Asche wird seit dem 12. Jahrhundert von Palm- und Ölzweigen des Vorjahres gewonnen.
Tag 02
14.02.2013
"Bedenke, Staub, dass du Mensch bist!"


Da stimmt doch etwas nicht, werden Sie jetzt denken. Aber so seltsam diese Formel beim ersten Hören auch klingt – sie beinhaltet eine tiefe Wahrheit. (...)

Bedenke, du zerbrechliches Wesen, dass du Gottes Ebenbild bist; dass du, obwohl du von der Erde genommen bist, göttlichen Atem in dir trägst; dass du viel mehr bist als der Staub, der von dir zurückbleibt. [Bedenke, du vergängliches Wesen, dass Gott etwas mit deinem Leben vorhat; dass du eine Berufung hast – Talente und Begabungen, die du entfalten kannst.] Bedenke, du endliches Wesen, dass du glauben, hoffen und lieben kannst; dass du Mitmensch sein kannst für andere – mit deiner Hilfsbereitschaft, mit deiner Güte, mit deiner Freundlichkeit. "Bedenke, Staub, dass du Mensch bist!" Erst wenn uns diese Erkenntnis unter die Haut gegangen ist, kann uns auch die Umkehrung (...) treffen: "Bedenke, Mensch, dass du Staub bist!" (...) Bedenke Mensch, dass die Zeit begrenzt ist, in der du deine Lebensaufgabe erfüllen kannst (...), dass jetzt die Zeit und die Stunde ist, um Gutes zu tun und deinem Leben eine Tiefe zu geben.

Bedenke Mensch, dass du nicht alles vor dir herschieben kannst; dass heute der erste Tag vom Rest deines Lebens ist.

Entnommen aus: Wolfgang Raible:"5-Minuten-Predigt. Bedenke, Staub, dass du Mensch bist!", Anzeiger für die Seelsorge, Herder Verlag, Freiburg, 3/2011, S.28
Tag 03
15.02.2013
Zielführend


Nicht um zu verlieren, lernen wir loszulassen, sondern um Neues zu gewinnen und für uns Wesentliches zu ergreifen.

Denn jeder Neubeginn beinhaltet zugleich ein Beenden des Alten; und das Erwachen entlarvt den vorhergehenden Zustand zwangsläufig als Schlaf.

Der Abschied ist nicht das Ziel einer Reise, aber sehr wohl deren Voraussetzung; und wer ankommen will, der sollte seine Angst vor der Trennung überwinden.

Wie kann der finden, der die Suche verweigert, und wie ans Ziel kommen, der den Aufbruch fürchtet?

Aus: Hans-Joachim Eckstein, Himmlisch menschlich. Von der Stärke der Schwachheit, S. 22-23
Tag 04
16.02.2013
"Halt an, wo läufst Du hin?" (Angelus Silesius)


Samstag - für die meisten Menschen ein arbeitsfreier Tag. Zeit zum Innehalten. Einfach da sein und durchatmen. Still werden. Nachdenken über das, was war. Meinen Blick auf den Himmel richten.

Innehalten am Weg


Was hat Sie in dieser Woche bewegt? Welche Richtung haben Sie eingeschlagen? Welche Wege haben Sie gewählt oder sind Sie geführt worden? Ein Blick in Ihr Fastenzeit-Tagebuch hilft bei diesem Rückblick. Und wie könnte es weitergehen?

Mit Gott weitergehen


In Psalm 139 heißt es: "Ob ich sitze oder stehe, du weißt von mir, von fern erkennst du meine Gedanken. Ob ich gehe oder ruhe, es ist dir bekannt, du bist vertraut mit all meinen Wegen." (Verse 2 und 3). Diesem Wissen Gottes um mich, Seinem liebenden und barmherzigen Blick darf ich mich anvertrauen, so wie mir ums Herz ist - mit eigenen Worten oder mit einem Gebet, in dem meine Gefühle und Erfahrungen aufgehoben sind.

Bewusst auf Ostern zugehen - für die Fastenzeit von Sr. Regina Kaltenegger sa
Tag 05
18.02.2013
Irrtümer


Wir halten, was nicht hält, und gehen unter im Sumpf der falschen Sicherheiten.
Wir zählen, was nicht zählt, und verlieren alle Werte und Würde.
Wir klammern uns an die Erde, während Gott den Himmel weit für uns geöffnet hat.
Wir verachten das Brot des Lebens, während uns der Hunger ins Gras beißen lässt.
Wir trauen dem frischen Lebenswasser nicht, während der Durst nach Liebe uns zu den abgestandenen Tümpeln der Ideologien treibt.
Wir trinken nicht den Wein der Freude, wir amüsieren uns lieber zu Tode.
Wir nehmen das Opfer Jesu nicht an, wir opfern unser Leben aber den Göttern von Ansehen und Wohlstand.
Wir lassen uns nicht erlösen und bleiben lieber Sklaven unserer eigenen Süchte.
Der Lebendige ist so gut zu uns, und wir spielen dem Leben so übel mit.
Gott hat alles für uns bereit, aber wir tun alles, um verloren zu gehen.
Gott hat unser Leben teuer erkauft, und wir nehmen es ihm weg und leben aus eigener Kraft.

Der auch seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben - wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?
Römer 9,32

Aus Axel Kühner: Zuversicht für jeden Tag
Tag 06
19.02.2013
Besser hinsehen


Menschen reisen durch die ganze Welt. Sie tauchen in Malaysia, baden in der Karibik, surfen vor Hawaii. Sie staunen über die sieben Weltwunder und besuchen die Kulturhauptstädte Europas. Sie bewundern die Gipfel der Berge und die ungeheuren Tiefen der Meere. Sie feiern Karneval in Rio und lernen in Australien, wie man mit leerem Beutel große Sprünge macht. Sie sind von Löwensafari und Kameltour in Afrika begeistert. Sie bestaunen die Länge der Ströme, die Weite der Ozeane, die Tiefe des Kosmos - und leben achtlos aneinander vorbei!

Ein Junge sitzt stundenlang am Fenster seines Zimmers und schaut sehnsuchtsvoll hinaus. "Wovon träumst du, was wünschst du dir?", fragt der Vater. "Ich habe mir nur sehnlichst gewünscht, dass mich mal jemand bemerkt!"

Und lasst uns aufeinander Acht haben und uns anreizen zur Liebe und zu guten Werken.
Hebräer 10,24

Aus Axel Kühner: Zuversicht für jeden Tag
Tag 07
20.02.2013
Es wird Zeit


Es wird Zeit, mich vom Geheimnis Gottes neu und tief beatmen und berühren zu lassen.

Es ist Zeit, in all meiner Zeitnot mich in der Tugend zu üben, die Zeit zu ehren als Gabe Gottes.

Es wird Zeit, neu zu bedenken, womit ich meine Zeit verbringe, womit ich sie fülle, mit wem ich sie teile, wozu ich sie nütze.

Es ist Zeit, mir Zeit zu nehmen für Gott, meinen Nächsten und mich selbst.

(Paul Weismantel)
Tag 08
21.02.2013
Sich selbst erkennen


Eine Geschäftsfrau verstaute nach ihrem Einkauf im Wohnzimmerschrank eine Dose mit kostbaren Pralinen. Als sie am Abend die Dose zur Hand nahm, um einige der erlesenen Köstlichkeiten zu genießen, war die Dose leer. Am nächsten Tag fand sie die Pralinen sorgfältig verpackt unter den Sachen ihrer Haushälterin.

Die gutherzige Frau wollte deswegen keine Szene oder einen Streit. So füllte sie kurzerhand die Pralinen wieder in die Dose und stellte sie in den Wohnzimmerschrank zurück. Ganz überrascht war die Familie dann, als die Haushälterin nach dem Abendessen sagte, dass sie die Stelle noch heute aufgeben möchte. Als der Hausherr sie nach den Gründen fragte, sagte die Frau entrüstet: „Ich möchte nicht bei Leuten arbeiten, die zurückstehlen!”

In den Fehlern und Schwächen anderer Menschen können wir immer auch uns selbst erkennen. Wenn wir nur nicht so blind für unsere eigenen Fehler und so ungerecht im Blick auf die Schwächen anderer wären.

Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge und nimmst nicht wahr den Balken in deinem Auge? Oder wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen? und siehe, ein Balken ist in deinem Auge. Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; danach sieh zu, wie du den Splitter aus deines Bruders Auge ziehst!
Matthäus 7,3-5

Aus Axel Kühner: Zuversicht für jeden Tag
Tag 09
22.02.2013
Nimm und lass!


Nimm dir Zeit für die Arbeit,
sie ist eine Gabe Gottes.
Lass dir Raum für die Muße,
sie ist die Batterie für die Seele.
Nimm dir die Freiheit, du selbst zu sein,
Gott nimmt dich an, wie du bist.
Lass Gott Gott sein, heilig, ewig, herrlich und unbegreiflich,
mach ihn nicht zu deinem Kumpel oder Kuscheltier.
Nimm alles, was das Leben bietet,
danke Gott und teile es mit den Nächsten.
Lass alles, was Gott verbietet,
viele unnötige Schmerzen bleiben dir erspart.
Nimm Rücksicht auf Schwächere,
verachte sie nicht, sie sind genau so geliebt.
Lass Stärkere dich locker überholen,
beneide sie nicht, bei Gott haben sie dir nichts voraus.
Nimm jeden einzelnen Tag ganz ernst,
du lebst ihn nur ein einziges Mal.
Lass das Ziel nie aus den Augen,
die Krönung und Vollendung des Lebens kommt noch.
Nimm die Nöte und Schmerzen des Lebens wahr,
sie sind Ausdruck der gebrochenen Welt.
Lass dich von Gott trösten und segnen,
er wartet auf dich in seiner ewigen Welt.


Werft euer Vertrauen nicht weg, welches eine große Belohnung hat. Geduld aber habt ihr nötig, damit ihr den Willen Gottes tut und das Verheißene erlangt!
Hebräer 10,35

Aus Axel Kühner: Zuversicht für jeden Tag
Tag 10
23.02.2013
Was haben wir in der Hand?


Eine alte indianische Geschichte erzählt von einer jungen Frau, die eines Tages vom Großen Geist die Erlaubnis erhält, einmal durch ein Kornfeld zu gehen und sich eine Ähre zu nehmen. Diese Ähre sollte dann in ihren Händen zu reinem Gold werden. Da ging die junge Frau in das Ährenfeld hinein. Sie ging ganz langsam und suchte nach der schönsten und größten Ähre. Jedes Mal, wenn sie eine gefunden zu haben glaubte, zögerte sie, weil sie eine noch bessere und reifere zu finden hoffte. So ging sie weiter und weiter, konnte sich nicht entschließen. Schließlich wurden die Halme weniger, die Ähren kleiner, und plötzlich war sie am Ende des Feldes angelangt und stand ohne eine Ähre in den Händen da.

Während wir unterwegs sind, um die besten Möglichkeiten für uns zu finden, die größten Chancen auszumachen, verrinnt das Leben. Wir träumen davon, dass sich in unseren Händen alles in Gold und Reichtum verwandelt. Und dann stehen wir am Ende oft mit leeren Händen da. Solange uns die Frage bewegt: Was gehört mir? Was kann ich erreichen, gewinnen, festhalten?, werden wir besorgt und bedrückt nach einem bisschen Glanz suchen. Wenn aber sich die Frage verwandelt: Wem gehöre ich? Wer kann mich gewinnen und festhalten?, dann gibt es eine wunderbare Antwort: Der größte Reichtum, der schönste Glanz besteht darin, dass wir in Gottes Hand und von seiner Liebe festgehalten werden.

Ich gebe ihnen das ewige Leben und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen!
Johannes 10,28

Aus Axel Kühner: Zuversicht für jeden Tag
Tag 11
25.02.2013
Verzeihen 


Ist's möglich, so habt mit allen Menschen Frieden.
(aus dem Römerbrief, Kapitel 12, Vers 18)

  „Der ist für mich gestorben!“ Damit schloss einer den anderen vom eigenen Leben aus. Ihm werde nichts fehlen, wenn er dieser Person nie wieder begegne, versicherte er ausdrücklich. Ein Schlussstrich.

Bis zur Unkenntlichkeit fremd geworden, so treten Menschen sich nicht selten gegenüber. Unverkennbar, Versöhnung ist oft ein hartes Brot. Versöhnung bedeutet, einander trotzdem in die Augen zu sehen, dem anderen die Hand zu reichen, im anderen mehr zu sehen, als die letzten Erfahrungen es nahe legen.

Gott hat jene Entfernung schon überwunden, in die wir voneinander geraten können, wenn wir füreinander „gestorben“ sind. Verzeihen ist anstrengend. Manchmal brauchen wir Wochen, vielleicht Jahre dazu, um den Frieden zu finden.

Author unbekannt
Tag 12
26.02.2013
Träume werden wahr


Drei Bäume wuchsen auf einem Hügel. Sie lebten fröhlich mit Sonne und Wind und wurden gross und stark. Sie hatten den Himmel über sich und reckten ihre Kronen empor. Sie hatten die Erde unter sich und gruben ihre Wurzeln tief hinein. Sie hatten manche Stürme hinter sich und waren dadurch fest geworden. Sie hatten das Leben vor sich und freuten sich darauf. Sie hatten Träume in sich und warteten auf ihre Erfüllung.

 Der erste Baum träumte davon, einmal eine Schatztruhe zu werden. Der Baum malte sich aus, eine wunderbar geschnitzte Truhe zu sein, die einen kostbaren Schatz in sich bewahrt. - Der zweite Baum träumte davon, ein Schiff zu werden. Er sehnte sich danach, Könige über die Meere zu bringen. - Der dritte Baum gar wollte der wichtigste Baum auf Erden sein. Er wollte auf dem Hügel bleiben und alle Menschen an die Geheimnisse des Lebens erinnern.

   Eines Tages kamen Holzfäller und hieben die drei Bäume um. Der erste Baum wurde zu einer Futterkrippe verarbeitet und kam in einen armseligen Stall nach Bethlehem. Ochse und Esel frassen aus der Futterkrippe und rieben sich am Holz ihr Fell. Dann wurde in einer wundersamen Nacht in diesem Stall das Jesuskind geboren und in die Futterkrippe gelegt. So wurde der Traum von der Schatztruhe doch noch erfüllt, aber so ganz anders und noch viel tiefer, als es der Baum geträumt hatte. - Aus dem zweiten Baum wurde ein Fischerboot gemacht. Am See Genezareth fuhren die Fischer mit dem Boot hinaus. Es war ein mühsamer Alltag in Wind und Wetter, Härte und Not. Da kam eines Tages Jesus an den See und stieg in das Boot, um von dort aus vielen Menschen zu predigen. So wurde das Boot zu einem Gefährt, das den König aller Könige mit seinem wunderbaren Evangelium zu den Menschen brachte. - Der dritte Baum wurde zum Fluchholz und Todesbaum und dachte wehmütig an seinen Lebenstraum. Da wurde Jesus an ihm festgenagelt und erlöste durch seinen Tod am Kreuz alle Menschen. So wurde der Baum auf dem Hügel Golgatha der wichtigste auf Erden, ein Baum des Lebens und Zeichen des Sieges.

(Nach einer alten Volkserzählung)

Wie oft platzen unsere schönsten Träume vom Leben. Aber Gott kommt mit uns auf ganz anderen Wegen zu einer wunderbaren Erfüllung. Wenn unser Leben mit Jesus in Berührung kommt, wird es mit Sinn und Liebe erfüllt. Wenn Jesus in uns ruht, durch unser Leben mit seinem Evangelium zu den Menschen kommt und seine Erlösung am Kreuz aus unserem Leben leuchtet, wird es sich tiefer erfüllen, als wir es je zu träumen wagten.

«Nur in Christus ist Gott wirklich zu finden, denn in ihm lebt er ganz und gar.»
(Kolosser 2,9)

Aus Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verlag
Tag 13
27.02.2013
Atem


Das Loslassen
von unerfüllbaren Träumen
und das Freigeben von Menschen,
an denen dein Herz hängt,
ist wohl das Schwerste,
was es im Leben gibt.
Aber so, wie du nicht nur einatmen
und die Luft bei dir behalten kannst,
sondern sie wieder ausatmen,
gleichsam freigeben musst,
um leben zu können,
so kannst du dich neuen Begegnungen nur öffnen,
wenn du die Hoffnungen aufgeben kannst,
die sich verbraucht haben.
Denn alles hat seine Zeit:
einatmen und ausatmen,
halten und hergeben,
binden und lösen,
Abschied nehmen und neu beginnen.


Aus: Christa Spilling-Nöker, Ins Herz buchstabiert, S. 4–5  
Tag 14
28.02.2013
Allein die Liebe?


Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, so dass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen, und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
1. Korinther 13, Verse 1 - 3

Das Wort "Liebe" ist ein sehr schillernder und vieldeutiger Begriff. Im Deutschen haben wir dafür nur ein Wort. Im Griechischen, der Ursprache des Neuen Testaments, gibt es für "Liebe" mehrere Begriffe, und wenn im Neuen Testament das Wort "Liebe" steht , lesen wir an dieser Stelle im griechischen Urtext das Wort "Agape".

"Agape" bedeutet "göttliche Liebe", die weniger mit "Gefühl", sondern mehr mit bedingungsloser Hingabe zu tun hat. Die Liebe Gottes ist es, die alle Welt erhält und trägt, weil Gott sich in diese Welt hingebungsvoll verströmt.

Hingebungsvolle Liebe hat etwas Aufbauendes, Konstruktives und Bejahendes. Kein Mensch kann ohne solche Liebe leben. Ohne Liebe wäre alles sinn- wert- und nutzlos. Ohne Liebe wäre man tot. Und deshalb kann Gott, als der letzte Sinn und Urgrund allein Seins, nur Liebe sein, und deshalb ist im Wort Gottes auch soviel von Liebe zu lesen.

Aber an diesem Punkt gilt es einen gedanklichen Kurzschluss zu vermeiden. Zwar sollte ein Christ an seiner Liebe erkennbar sein - aber es steht nirgendwo geschrieben, dass wir uns den Himmel durch Liebe verdienen könnten.

Es heißt nicht, "so führt denn allein die Liebe zu der Gerechtigkeit, die vor Gott gilt" oder "ohne die Liebe ist es unmöglich Gott zu gefallen" sondern es geht immer um den Glauben, um unser Vertrauen zu Gott, der bei Gott allein zählt und ohne den nichts geht, wobei die Liebe eine notwendige Frucht dieses Glaubens ist, ohne die der Glaube tot bliebe.

Aber die Reihenfolge ist immer die, dass zuerst der Glaube kommt. Nur zu lieben, ohne zu glauben, würde nicht ausreichen. Der Geist Gottes, den wir durch den Glaube geschenkt bekommen, befähigt uns, nicht nur Gott zu lieben, sondern alle Menschen und die gesamte Schöpfung mit den liebenden Augen Gottes zu sehen und uns auch selbst in der rechten Weise anzunehmen.

Die Folge der Sünde ist ja gerade die, dass wir das nicht können, sondern Unterschiede machen und dadurch zu Gott, zu unseren Mitmenschen und zu uns selbst ein zwiespältiges Verhältnis haben.

Wenn Gott der große Liebende ist, dann ist es folgerichtig, dass er alles hasst, was sich seiner Liebe entgegenstellt. Gott hasst den Hass. Die Kehrseite der glühenden Liebe Gottes ist deshalb sein glühender Zorn über die Sünde. Auch davon zeugt das Wort Gottes, und deshalb sollten wir auch die Aussagen vom nie erlöschenden Höllenfeuer ernst nehmen.

Auch Jesus hat nicht nur sanft gesäuselt. Zur Liebe gehört es auch, klare Aussagen zu machen. Die Menschen entsetzten sich über die Worte Jesu und viele seiner Jünger trennten sich von IHM, weil ihnen Seine Worte zu hart waren.

Daran sollten wir denken, wenn uns, angesichts unbequemer Aussagen, "Lieblosigkeit" vorgeworfen wird.

Wir wollen Gott bitten, dass ER uns befähigt allezeit klar, und fein mit Salz gewürzt, zu reden.
(Kolosser 4, 6)

Jörgen Bauer
Tag 15
01.03.2013
Ein Hauch von Zärtlichkeit


Es gibt kaum etwas Schöneres zu beobachten, als Menschen, die zärtlich miteinander umgehen. Da geht ein altes Ehepaar Hand in Hand zusammen einkaufen, und wenn sie einander ansehen, spürt man darin ein tiefes, warmherziges, in vielen Jahren gewachsenes Verstehen.

Völlig anders sieht demgegenüber die ungestüme Begrüßung eines jungen Pärchens aus, das noch voller leidenschaftlicher Erwartung auf die Erfüllung ihrer gerade erst begonnenen Liebe bebt.

Wieder anders gestaltet sich die herzliche Umarmung von Freunden, der man abspürt, wie vertraut sie miteinander sind.

Vielleicht sollten wir uns von solchen Szenen dazu bewegen lassen, auch selbst wieder einmal einem anderen lieben Menschen tröstend über das Haar zu streichen oder ganz fest zu drücken.

Aus: Christa Spilling-Nöker, Kleines Buch der Lebensfreude, S. 62  
Tag 16
02.03.2013
Glaube


Was bedeutet es eigentlich, wenn ich sage, „Ich glaube!“?

Wenn ich sage: „Ich glaube, dass es morgen regnen wird!“, dann ist das eine Vermutung, die sich vielleicht auf einigermaßen fundierte Vorzeichen stützt. Aber dass es dann auch tatsächlich regnen wird, ist damit noch lange nicht gesagt. Es ist ein „Für-Möglich-Halten“, so etwas wie eine vorsichtige, unverbindliche Prognose.

Wenn Liebende zueinander sagen: „Ich glaube an Dich!“, so hat das schon eine andere Dimension. Damit ist gemeint: „Ich glaube, dass Du mich nicht enttäuschen wirst!“ oder: „Ich glaube, dass Du dieses oder jenes schaffen wirst!“ Dieses Glauben ist wesentlich anders als eine Vermutung. Es kommt das Element des Vertrauen hinzu.

„Ich glaube“ heißt im Lateinischen „credo“. Das hat seine sprachliche Wurzel in den Worten „Cor do“, was soviel bedeutet wie: „Ich gebe das Herz“. Das Herz ist ja nach alter Vorstellung Sitz unserer Empfindungen unseres Vertrauens, ja unserer ganzen Persönlichkeit.

Unser deutsches Wort „glauben“ hat seinen Ursprung im mittelhochdeutschen „gelouben“. Daraus haben sich folgende Worte entwickelt. „Glauben, geloben, loben und lieben“. Hier nähern wir uns bereits der Dimension des Wortes glauben, um die es letztlich geht, wenn ich sage: „Ich glaube an Gott“.

In meiner Jugendzeit hat unser Kaplan einmal eine Geschichte erzählt, die mich so beeindruckt hat, dass ich sie bis heute nicht vergessen habe: Da führt ein Seiltänzer in schwindelerregender Höhe seine Kunststücke vor. Gegen Ende der Vorstellung folgt die Hauptattraktion: Er nimmt einen Schubkarren und schiebt ihn über das schwankende Seil. Die Menge klatscht Beifall. Auf der anderen Seite angekommen, legt er einen 100 kg schweren Zementsack in den Schubkarren und schiebt ihn wieder über das Seil. Das wiederholt er einige Male Die Menge ist begeistert! Da wendet sich der Akrobat an die Zuschauer und fragt: „Glaubt ihr, dass ich das noch ein weiteres mal schaffe?“ „Ja, sicher!“, rufen die Menschen. „Glaubt ihr es wirklich?“ „Ja freilich, hundertprozentig!“, rufen die Menschen. Zu einem besonders begeisterten Mann meint der Akrobat: „Okay, wenn Sie das wirklich glauben, dann kommen Sie herauf und setzen Sie sich anstelle des Zementsackes in den Schubkarren.“ Da wurde es ganz still in der Menge. Die Begeisterung verflog in Windeseile und stumm gingen die Menschen nach Hause.

Die Geschichte macht deutlich: Glauben allein bedeutet noch lange nicht, von etwas wirklich im Innersten überzeugt zu sein.

Die Fastenzeit lädt uns ein, mit unserem Glauben endlich Ernst zu machen. Es geht eben nicht um ein bloßes „für möglich halten“. Es geht darum, unser Vertrauen ganz auf Jesus zu setzen. Das gibt unserem Leben eine neue Richtung. Nämlich die einzig richtige Richtung hin zum Wissen: „Ich bin nicht allein. Christus ist bei mir. In frohen, aber auch in den dunklen Stunden meines Lebens ist er mir nahe. Er führt und trägt mich durch mein Leben.“ Wer das für sich entdeckt, für den bekommen die Worte „Ich glaube an dich“ eine ganz neue Dimension. Wer sein persönliches „credo“ aus der Tiefe seiner Seele spricht, der gibt Christus sein Herz!

Originalbeitrag von Pfarrer Franz Zeiger, Linz - St. Peter 
Tag 17
04.03.2013
Freude


Ein fröhliches Gesicht
ist wie ein Licht in der Nacht,
wie die Sonne am Morgen, wenn der Tag erwacht.

Freude, die echt ist,
übersieht nicht, was schlecht ist,
kennt Lachen und Weinen,
kennt blühende Gärten und Wüsten mit Steinen.

Wer unten war und in Gefahr
und wieder lacht,
der hat trotz allem segensreiche Erfahrungen gemacht.

Wer alles hat
und immer satt,
übersieht in der Not,
die Notwendigkeit für´s tägliche Brot.

Wem etwas fehlt,
der weiß, was zählt,
der hat den Blick
für tägliche Wunder, für´s kleine Glück.

Wenn Freude zu Dank,
wird heil, was krank;
wird selbst der Schmerz
zum Baustein für ein fröhliches Herz.

Weil Gott mir Halt gibt,
weil er mich liebt,
kann Neues beginnen,
kann ich das Leben und Freude gewinnen.

Er gibt tiefe Freude,
er sorgt für das Heute.
Ich brauch nicht zu sorgen;
er weiß, was ich brauche, er kennt auch das Morgen.

Ich freu mich des Herrn,
ich habe ihn gern.
Er gibt mir Licht,
ein fröhliches Herz und ein fröhliches Gesicht.

Joachim Krebs  
Tag 18
05.03.2013
Frau Anni


Frau Anni gehört zu den Menschen, die in meiner Kindheit eine wichtige Rolle spielten. Sie gehört nicht zu meiner Verwandtschaft. Eigentlich waren wir nicht einmal persönlich gut bekannt. Aber trotzdem begegneten wir uns sehr oft. Frau Anni gehörte die Bäckerei um die Ecke, wo wir unser Brot kauften.

Man ging bei uns nicht zum Bäcker, sondern eben zur Frau Anni. Wir Kinder liebten sie. Frau Anni hatte ein lustiges, fröhliches Gesicht und immer ein gutes Wort für Alt und Jung parat. Uns Kindern gab sie das Gefühl, etwas ganz Besonderes zu sein. Oft steckte sie mir heimlich und mit verschwörerischem Augenzwinkern ein leckeres Kipferl, eine Zimtschnecke oder ein paar Bonbons zu. Frau Anni gehörte zu den Lichtgestalten meiner Kindheit.

Nun, ich wuchs heran und mit der Zeit verlor ich Frau Anni aus den Augen. Irgendwann hat sie dann auch ihre kleine Bäckerei für immer geschlossen und wir sind uns nie wieder begegnet.

Mittlerweile bin ich 50 Jahre alt geworden. Viel ist geschehen in dieser langen Zeit – aber Frau Anni habe ich nie ganz vergessen. Ihre ansteckende Fröhlichkeit und vor allem ihr Augenzwinkern haben einen festen Platz in meinem Herzen.

Seit Jahren besuche ich regelmäßig meine Mutter im Seniorenheim. Sie ist schon sehr schwach und ohne Pflege rund um die Uhr ginge es nicht mehr. Es ist meist recht still auf ihrer Station. Die alten und pflegebedürftigen Leute haben sich nicht mehr recht viel zu erzählen ...

Heute war ich wieder auf Besuch. Aber heute war alles anders. Schon beim Hineingehen höre ich eine schon lange verloren geglaubte Stimme. Lachend erzählt diese vertraute Stimme lustige Anekdoten und unterhält die Gruppe der alten Leute, die sonst sehr still rund um den Tisch sitzen. Menschen, die ich bis jetzt kaum lächeln gesehen habe, hängen fröhlich lachend an den Lippen der Erzählerin. Ein paar Augenblicke brauche ich bis ich begreife, dass ich soeben eine alte Freundin treffe. Es ist tatsächlich Frau Anni. Freilich ist die Zeit nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Tiefe Furchen haben sich in ihr Gesicht eingegraben und sie sitzt mittlerweile im Rollstuhl. Aber die Stimme ist die selbe geblieben. Genauso wie ihre Fröhlichkeit und ihr Augenzwinkern.

Sie war schon damals keine gewöhnliche Bäckerin. Sie hat ihr Geschäft mit so viel Fröhlichkeit und Herz erfüllt, dass die Menschen sich mit ihrem Brot auch jedes Mal einen großen Korb voll Hoffnung mit nach Hause genommen haben. Und heute ist sie keine gewöhnliche Heimbewohnerin. Nun verteilt sie wieder körbeweise Hoffnung hier bei den alten und pflegebedürftigen Menschen.

Eine Zimtschnecke hat Frau Anni heute für mich nicht dabei. Macht nichts – sie hat mir heute so viel mehr geschenkt...

Ich denk', ich werde ihr demnächst eine kleine Freude machen. Nächste Woche werde ich Frau Anni ein Kipferl oder eine Zimtschnecke mitnehmen. Versprochen!

Originalbeitrag von Pfarrer Franz Zeiger, Linz - St. Peter
Tag 19
06.03.2013
Das tiefste Geheimnis


Im Glauben an einen Gott in drei Personen haben die Gottesvorstellungen der Menschheit ihre höchste Vollendung erreicht. Aber bis es zu diesem Glauben kam, mussten die Menschen eine geistige Entwicklung von vielen Jahrtausenden zurücklegen. In allen Kulturen treffen wir auf die Überzeugung von einem höchsten Herrn oder von zahlreichen Göttern. Die Menschen waren sich von Anfang ihrer Existenz an bewusst, dass nicht sie die Herren der Welt sind, sondern dass über ihnen ein höchstes Wesen steht, das unsichtbar in die Entwicklung auf Erden eingreift und die Geschicke der Menschen lenkt. Die Vorstellungen der Völker von ihren Göttern waren sehr verschieden. Aber stets versuchten sie, ihre Götter zu verehren und sie durch Opfer gnädig zu stimmen; in Not und Gefahren nahmen sie zu ihnen ihre Zuflucht.

In ihren religiösen Vorstellungen unterschieden sich die Israeliten grundlegend von allen Völkern ihrer Umwelt. Sie kannten nur einen einzigen Gott, der das Weltall ins Dasein gerufen und den Menschen das Leben eingehaucht hat. Er überragt erhaben Seine Schöpfung und ist so heilig, dass es bei Strafe verboten war, ein Bild von Ihm anzufertigen. In späteren Zeiten durften die Israeliten nicht einmal Seinen Namen aussprechen, sondern mussten ihn durch andere Bezeichnungen umschreiben. Niemand kann sich Seiner Allgegenwart entziehen oder ungestraft Seine Gebote übertreten. Wie alle gläubigen Menschen haben auch die Israeliten versucht, ihre Erfahrungen mit Gott in ein System einzuordnen. Doch zerbrachen sämtliche Versuche, Gott mit Hilfe des menschlichen Verstandes genauer zu erfassen, am undurchdringlichen Geheimnis Seines Wesens. Immer wieder brachte das Verhalten Gottes Überraschungen, die alle Erwartungen und Berechnungen der Israeliten zunichte machten.

Erst durch Jesus kam helles Licht in das unergründliche Rätsel Gottes. Er bezeichnete Gott als den Vater, der alle Menschen liebt, der sie in ihrer Unvollkommenheit versteht, sie trotz ihres Versagens annimmt und sie zur Vollendung in Seinem himmlischen Reich berufen hat. Jesus lehrt uns auch, die Welt mit allen Einzelheiten auf Gott zu beziehen. Dadurch können wir unser irdisches Dasein mit ganz neuen Augen sehen und erleben. Jesus steht zu Gott ganz offensichtlich in einem einzigartigen Verhältnis. Er erhob den ungeheuren Anspruch, aus eigenem Wissen den Menschen Kunde über Gott und Seinen Willen zu bringen. Er korrigierte eigenmächtig die Aussagen des Alten Testaments in mehreren wesentlichen Bereichen. Er behauptete sogar, den Menschen ihre Sünden vergeben zu können - eine Vollmacht, die ausschließlich Gott zusteht. Wer Jesus ist, beginnen wir langsam zu erahnen, wenn Er uns sagt: "Wer Mich gesehen hat, hat den Vater gesehen" (Joh 14,9), oder noch deutlicher und unmiesverständlicher: "Ich und der Vater sind eins" (Joh 10,30).

Mit diesen Aussagen hat Jesus eine einschneidende Berichtigung an der jüdischen Gottesvorstellung vollzogen. Er konnte nur deshalb so ungewöhnlich reden und handeln, weil Er selbst Gott ist. Er ist Gottes wesensgleicher Sohn, der aus der Ewigkeit auf unsere Erde gekommen und Mensch geworden ist. Das aber bedeutet, dass der eine Gott nicht als eine einzige Person, sondern als eine Mehrzahl existiert - nämlich als Vater, der die Welt erschaffen hat und sie ständig im Dasein erhält, und als Sohn, der menschliche Gestalt angenommen hat, um uns durch Seinen Tod am Kreuz zu erlösen. In Jesus von Nazareth steht also der unsichtbare Gott selbst vor uns; Er ist das unverfälschte Spiegelbild des himmlischen Vaters.

Jesus spricht in den Abschiedsreden des Johannes-Evangeliums davon, dass Er nun bald die Welt verlassen, dass Er Seine Jünger aber nicht sich selbst überlassen werde: "Ich werde den Vater bitten, und Er wird euch einen anderen Beistand geben, damit Er immer bei euch bleibt ... Der Beistand aber, der Heilige Geist, wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was Ich euch gesagt habe" (Joh 14,16.26). Dieser Heilige Geist überbrückt den Abstand, der zwischen dem irdischen Jesus und uns besteht, und führt uns in die unmittelbare Gemeinschaft mit dem Auferstandenen; Er führt das Erlösungswerk Jesu bis zum Ende der Welt fort.

Der Heilige Geist ist nicht nur eine Kraft, die von Gott und von Christus ausgeht, sondern Er ist ebenfalls Gott. Die Theologen erklären Ihn als die Liebe, die zwischen Vater und Sohn herrscht und die so stark ist, dass dadurch im einen göttlichen Wesen eine dritte Person entsteht. Dieser göttliche Geist befreit uns von der Erbschuld, von unseren persönlichen Sünden und führt uns zum unvergänglichen Leben nach unserem irdischen Tod. Durch den Heiligen Geist erfährt jeder Getaufte, dass der auferstandene Herr auch weiterhin in der Welt gegenwärtig ist; durch Ihn macht Christus uns zu einer neuen Schöpfung.

Der verborgene und unbegreifliche Gott hat sich durch Jesus uns Menschen geoffenbart als der eine Gott in drei Personen. Allerdings hat Er uns dieses Geheimnis nicht deshalb enthüllt, damit wir mehr über Ihn wissen, sondern damit wir an Seinem göttlichen Leben und damit an der Liebe teilhaben, die innerhalb der heiligsten Dreifaltigkeit herrscht. In diesem dreifaltigen Gott hat das Weltall seinen Ursprung; Er wird es auch zur letzten Vollendung führen. Dem dreifaltigen Gott verdankt jeder Mensch sein Leben - der Jünger Jesu aber steht in einem ganz besonderen Verhältnis zu Ihm: Seit der Taufe wohnt die heiligste Dreifaltigkeit in seiner Seele.

Somit hat der angeblich unnahbare Gott sich uns auf eine Weise geoffenbart, wie sie menschlicher nicht sein kann: Er wurde einer von uns. Wir besitzen nun die Gewissheit, dass Gott nicht selbstherrlich über Seiner Schöpfung thront und von uns nur Anbetung und Opfer verlangt. Gott neigt sich vielmehr in Erbarmen und Güte zu uns Menschen herab. Wie weit Seine Liebe geht, beweist Er uns dadurch, dass Er zu unserem Heil den eigenen Sohn einem qualvollen Tod auslieferte. In der Auferstehung Jesu von den Toten versichert uns Gott unwiderruflich, dass Er die Welt und den Menschen nicht dem Untergang preisgeben, sondern dass Er sie in eine neue Schöpfung umwandeln wird, in der alles Böse und Unvollkommene beseitigt ist. Wir leben also nicht mehr in der Finsternis, ausgeliefert den Gefahren der heutigen Zeit und einer ungewissen Zukunft, sondern wir sind geborgen in der überströmenden Liebe des dreifaltigen Gottes. Wer an Ihn glaubt und aus diesem Glauben sein Leben gestaltet, für den gibt es keine Sinnlosigkeit mehr und kein Schreiten in eine bedrohliche Zukunft. Im Glauben an Gottes Allmacht, Barmherzigkeit und Güte findet er Ruhe und Erfüllung.

Daran sollten wir uns jedesmal erinnern, wenn wir ein Kreuzzeichen machen und dabei den Namen der heiligsten Dreifaltigkeit aussprechen. Mit diesem Symbol für einen grausamen Tod bringen wir unsere Überzeugung zum Ausdruck, dass wir Hass, Gewalt, Hunger und Leid, die in so erschreckendem Ausmaß auf unserer Erde wüten, nicht als einen endgültigen Zustand betrachten, sondern dass Einer aus der heiligsten Dreifaltigkeit einen neuen Anfang gesetzt hat, der uns einer vollkommenen Welt entgegenführt, ja dass uns der dreifaltige Gott bereits hier auf Erden Anteil an Seinem göttlichen Leben schenkt. Legen wir deshalb unser Schicksal voll Vertrauen in das Erbarmen und die Güte unseres Gottes!

P. Franz Seraph Barz
Tag 20
07.03.2013
Türen


Es war einmal ein Mensch, der hatte einen Traum. Er war allein in einem großen Haus mit vielen Türen. Doch die Türen waren alle verschlossen. Eine geheimnisvolle Stimme rief ihm zu: 'Geh, und suche dein Glück!'. Und so machte sich der Mensch auf den Weg. Er ging durch lange Flure an vielen Türen vorbei.

So kam er zu einer Tür, über der geschrieben stand: REICHTUM. Er öffnete die Tür und fand darin die kostbarsten Schätze, die man sich nur vorstellen könnte: Gold, Silber und riesige Edelsteine. Die Stimme sagte zu ihm: 'Das alles gehört dir, wenn du für immer hier bleibst.' Nein, dachte der Mensch, was soll ich denn hier allein mit all den vielen Schätzen und noch dazu für immer.

Und er ging weiter. Wieder kam der Mensch an eine Tür. Dort stand geschrieben: RUHM UND EHRE. Er ging hinein und fand dort die prächtigsten Gewänder aus Samt und Seide, ja sogar eine goldene Rüstung. Und die Stimme sagte: 'Wenn du diese Gewänder trägst, werden dir alle Menschen zujubeln und dich verehren. Du musst nur für immer hier bleiben.' Nein, dachte der Mensch wieder, immer in solchen kostbaren und unbequemen Gewändern herumlaufen und noch dazu für immer...

Und er ging weiter. Zum drittenmal kam der Mensch an eine Tür; über der stand geschrieben: WO DU HINGEHÖRST. Er öffnete die Tür und ging hinein. Plötzlich sah er da seine Eltern, seine Geschwister, seine Kinder, seine Frau/Mann, alle, die ihm lieb und teuer waren. Und alle warteten auf ihn. 'Wir freuen uns, daß du wieder da bist', sagten alle. Und auf einmal wußte der Mensch, wo er wirklich hingehört. Darüber freute er sich, und natürlich wollte er hier bleiben. Und die Stimme sagte: 'Du hast die richtige Tür gefunden und damit dein Glück.' Der Mensch erwachte aus seinem Traum, und von da an wußte er, wie wichtig es ist, immer die richtige Tür zu finden."

In unserem Leben treffen wir tagtäglich auf Türen, ohne uns groß darüber Gedanken zu machen. Türen kann man öffnen oder schließen. Es tut uns gut, wenn wir bei jemandem offene Türen finden. Wir können eintreten und spüren: Wir sind willkommen. Wir öffnen uns füreinander, begegnen uns und fühlen uns wohl. Wir pflegen Gemeinschaft miteinander und können Freunde werden. Offene Türen sind ein Geschenk für unser Herz. Die verschlossene Tür schließt uns aus. Wir bleiben draußen stehen und erkennen: Hier bin ich nicht willkommen, hier will jemand nichts mit mir zu tun haben. Verschlossene Türen machen beklommen, machen traurig. Sie können auch nachdenklich machen: Warum Lasst mich der andere nicht ein? Warum Lehnt er mich ab? Warum verweigert er mir die Gemeinschaft?

Was habe ich ihm getan? Verschlossene Türen Lassen uns unsicher werden. Wir brauchen den Mut zur offenen Tür. Brauchen wir auch die verschlossene Tür? Um einen Schutzraum zu haben für uns, um zu uns selbst zu kommen, uns nicht zu verlieren? Es ist doch nicht so, dass unentwegt jemand bei uns eintreten will. Wir haben genug Zeit für uns selbst. Doch wenn einer uns aufsucht, soll er die Türe geöffnet finden.

Es gibt mehrere Türen in unser Inneres. Die äußeren Türen öffnen wir schneller und Leichter. Zugang zu den inneren Türen werden wir so schnell nicht gewähren. Je weiter jemand in uns Einlass erhalt, desto besser wird er uns kennen, auch all das, was wir nicht jedem zugänglich machen wollen. Je tiefer einer eintreten darf, je vertrauter wir ihm werden, umso mehr Macht über uns wird er gewinnen. Es ist eine Frage des Vertrauens.

Jesus sagt: Ich bin die Tür zu den Menschen. Wenn wir Zugang finden wollen zu einem anderen Menschen, kommen wir nicht an Jesus vorbei. Er kennt die Seinen, er ist jedem von ihnen freundschaftlich verbunden, er gibt keinen auf oder verloren. Jeden schaut er mit guten Augen an, weil er es mit jedem gut meint und jedem Gutes zutraut, auch wenn es vielleicht verschüttet ist, Aber das Gute ist da, in jedem, auch in dem, der es von sich selbst nicht mehr glaubt. Nur wer die Menschen mit seinen Augen ansieht, wer sie lieb gewinnt wie er, wer ihnen vergeben kann wie er, wer ihnen Gutes zutraut und an das Gute in ihnen glaubt wie er, wird Zugang finden zu den Menschen. Der Herr selbst ist die Tür.

Wer vor einer Tür steht, weiß nicht, was dahinter ist. Neugierde wird wach, Hoffnung oder Freude, aber auch Angst kann aufkommen. Wer weiß, was mich hinter der Tür erwartet? Viele Laden uns ein, durch ihre Tür zu treten und Locken mit ihren Angeboten, versprechen inneren Frieden oder Glück, Selbstfindung oder Erfolg. Auch Jesus lädt uns ein, bei ihm einzutreten, uns nicht von anderen verlocken und verleiten zu lassen: "Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden."
Br. Andreas Kaiser, Altötting
Tag 21
08.03.2013
Kommunikation


Es ist sehr wichtig, eine klare, direkte und selbstbewusste Form der Kommunikation zu finden. Wir müssen nicht ständig um den Brei herumreden, um die Reaktionen anderer auszuloten. Schuldzuweisungen erzeugen nichts anderes als Schuldgefühle. Wir brauchen andere Menschen nicht mit Worten zu beleidigen oder im Gespräch übertrieben Rücksicht auf sie zu nehmen; ebenso wenig sollten wir von anderen erwarten, dass sie in ihren Worten übertrieben Rücksicht auf uns nehmen. Begnügen wir uns damit, dass unsere Bemerkungen gehört und aufgenommen werden. Auch wir können aufmerksam zuhören, was andere uns sagen.

Sich in Andeutungen darüber zu ergehen, was wir brauchen, funktioniert nicht. Andere können nicht unsere Gedanken lesen; unsere Umständlichkeit wird sie vermutlich nur verärgern. Die beste Art, Verantwortung für unsere Wünsche zu übernehmen, besteht darin, eine Bitte direkt auszusprechen. Auch wir sollten auf Direktheit seitens der anderen dringen. Wenn wir zu einer bestimmten an uns herangetragenen Forderung nein sagen wollen, so steht es uns frei, dies zu tun. Wenn jemand versucht, durch ein Gespräch über uns zu bestimmen, können wir uns weigern, es fortzusetzen.

Zu einer von Verantwortung getragenen Kommunikation gehört es, dass wir unsere Enttäuschung, unsere Wut unmittelbar zugeben, anstatt unsere Empfindungen von anderen erraten zu lassen oder sie in abgewandelter Form zum Ausdruck zu bringen. Wenn wir nicht wissen, was wir sagen sollen, steht es uns frei, auch das zu sagen.

Auch können wir um neue Informationen bitten und unsere Beziehungen durch Gespräche vertiefen, wir brauchen jedoch die anderen nicht unter unserem Wortschwall zu ersticken. Wir müssen uns nicht an wortreichem Unsinn beteiligen und ihn uns auch nicht anhören. Wir formulieren eine klare Aussage und lassen es dabei bewenden.

Heute will ich in meiner Kommunikation klar und direkt mit anderen sein. Ich bemühe mich, manipulative, indirekte oder Schuld zuweisende Aussagen zu vermeiden. Ich kann taktvoll und sanft sein. Und ich kann meinen Standpunkt sicher vertreten.

Author unbekannt
Tag 22
09.03.2013
 Gelassenheit


Sei gelassen. Vielleicht musst Du viel tun, damit die Dinge vorangehen, aber Du musst Dich dabei nicht zu sehr anstrengen. Gehe behutsam vor, gehe friedlich vor.

Lege keine zu große Hast an den Tag. Nie, zu keiner Stunde, zu keinem Augenblick wird von Dir verlangt, mehr zu tun, als Du in Ruhe tun kannst.

Hektik und Druck sind keine Grundlagen für eine neue Lebensweise.

Überstürze nichts, wenn Du beginnst. Beginne, aber erzwinge den Beginn nicht, wenn die Zeit nicht reif ist. Der Beginn kommt rechtzeitig.

Erfreue Dich, und finde Gefallen an der Mitte, die das Herz aller Dinge ist.

Beeile Dich nicht zu sehr damit, etwas zu Ende zu bringen. Auch wenn Du mit einer Sache fast fertig bist, koste die letzten Augenblicke aus. Gebe Dich diesen Augenblicken ganz hin.

Gebe Deinem Tempo einen natürlichen Rhythmus. Mache Dich auf den Weg. Gehe weiter. Aber sei sanft. Sei in Harmonie mit Dir. Mache Dir jeden Augenblick bewusst.

Hilf mir heute, Gott, mich auf ein geruhsames Tempo einzustimmen, anstatt übereilte Schritte zu tun. Ich werde mich in aller Ruhe vorwärts bewegen, ohne Hast. Hilf mir, dass ich mich von dem Bedürfnis löse, ängstlich, nervös und gehetzt zu sein. Hilf mir, diesen Drang durch den Wunsch nach Frieden und Harmonie zu ersetzen.

Author unbekannt
Tag 23
11.03.2013
Trost erfahren


In einem kleinen Dorf wohnte ein grosses Glück. Ein Mann und eine Frau bekamen ein Mädchen, das der Sonnenschein aller wurde. Eines Tages wurde das Kind vor den Augen der Eltern auf der Strasse überfahren. Das ganze Dorf nahm Anteil an der Trauer der Eltern. Auch nach über einem Jahr war die Mutter über den Verlust ihres Kindes untröstlich. Sie konnte keine Kinder mehr spielen sehen ohne bitteren Gedanken.

Langsam wuchsen in ihr Hass und Zorn, Neid und Eifersucht auf alles Lebendige und Gesunde. In ihren Gedanken lebten alle Menschen glücklich und zufrieden. Nur sie war geschlagen und voller Leid.

   In ihrer Not ging sie zum Pfarrer. Der bat sie, durch das Dorf zu gehen und sich aus jedem Haus, in dem kein Leid wohnt, eine Blume zu erbitten. Mit dem Strauss sollte sie dann nach einer Woche wieder kommen. Die Frau ging durch ihr Dorf von einem Haus zum anderen. Als sie nach einer Woche zum Pfarrer kommt, hat sie nicht eine einzige Blume, aber einen Strauss von Erfahrungen. Sie musste erleben, dass in jedem der Häuser ein Leid wohnt, eine Not ist und Trost nötig war. So konnte sie manchen Leuten aus ihrer eigenen Schmerzerfahrung raten und beistehen. Das war der Anfang einer inneren Heilung.

«Gepriesen sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater voller Barmherzigkeit, der Gott, der uns in jeder Not tröstet! In allen Schwierigkeiten ermutigt er uns und steht uns bei, so dass wir auch andere trösten können, die wegen ihres Glaubens zu leiden haben. Wir trösten sie, wie Gott auch uns getröstet hat.»
(2. Korinther 1,13.14)

Aus Axel Kühner, Überlebensgeschichten für jeden Tag, Aussaat Verlag
Tag 24
12.03.2013
In mir ist eine Quelle der Liebe


Guter Gott, wie die meisten Menschen sehne ich mich danach, zu lieben und geliebt zu werden.
Ich sehne mich nach einer Liebe, die Bestand hat, auf die ich mich verlassen kann.
Schenke mir eine Liebe, die mich erfüllt und die mich durch den Alltag trägt.
In mir ist eine Quelle der Liebe.
Sie verbindet mich mit meinem Herzen und mit den Menschen um mich herum.
Lass mich in meinem Herzen diese Quelle der Liebe entdecken.
Sie versiegt nicht und zerrinnt nicht, weil sie von dir kommt.
Lass mich in all meinen Erfahrungen von Liebe deine unendliche Liebe wahrnehmen, Auf sie kann ich mich verlassen.
Schenk mir die Fähigkeit, die Liebe aus der Quelle, die in mir fließt, zu allem strömen zu lassen, was ist.
Die Liebe soll meinen Leib durchdringen. Sie soll den Menschen gelten, mit denen ich zusammen bin, sie soll sie nicht überfordern und festklammern, sondern freilassen und fördern.
Schenke meiner Liebe innere Freiheit und zugleich Vertrauen und Festigkeit, damit ich von ihr leben kann.
Die Liebe ist wirklich – wie es in der Bibel heißt – „das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht“ (Kol 3,14).
Amen.

Aus: Anselm Grün, Heilsame Worte  
Tag 25
13.03.2013
Warten


Warte. Wenn die Zeit nicht reif ist, der Weg noch nicht klar überschaubar, die Antwort oder Entscheidung nicht folgerichtig, dann warte ab.

Wir fühlen uns bedrängt. Wir wollen das Problem lösen, indem wir etwas tun - irgend etwas: Solches Tun dürfte nicht zu unserem Besten sein.

Mit Unklarheit oder ungelösten Problemen zu leben ist schwierig. Leichter ist es, die Dinge zu bereinigen. Eine überstürzte Entscheidung kann jedoch eine schwerwiegende Fehlentscheidung sein und bedeuten, dass wir von vorn anfangen müssen.

Wenn die Zeit nicht reif ist, warte ab. Wenn der Weg nicht deutlich ist, beschreite ihn nicht zu hastig. Wenn die Antwort oder Entscheidung unklar ist, lasse Dir Zeit.

Unsere neue Lebensform gibt uns Kraft. Wir müssen niemals zu früh handeln oder etwas tun, das uns von der Harmonie entfernt. Abwarten ist eine Aktion - eine positive, starke Aktion.

Mit dem Abwarten beweisen wir oft mehr Stärke als mit einer Entscheidung, die wir übereilt und ohne reifliche Überlegung treffen.

Wir müssen uns nicht unter Druck setzen und darauf beharren, etwas zu tun oder zu wissen, bevor die Zeit reif ist. Wenn die Zeit gekommen ist, werden wir klar sehen. Wir werden auf natürliche und harmonische Weise in diese Zeit eintreten. Wir werden Frieden und Standfestigkeit finden. Wir werden uns in einer Art bestärkt fühlen, die wir heute noch nicht überschauen können.

Gehe mit Panik, innerer Unruhe und Angst gelassen um; hüte Dich davor, Deine Entscheidungen von solchen Zwängen kontrollieren oder diktieren zu lassen.

Abwarten ist nicht leicht. Es ist nicht angenehm. Abwarten ist aber oftmals notwendig, um das zu bekommen, was wir uns wünschen. Abwarten ist keine verlorene Zeit; ist keine Ausfallzeit. Die Antwort wird kommen. Die Kraft wird kommen. Die richtige Zeit wird kommen. Und alles wird gut sein.

Heute will ich warten, wenn das Warten die Aktion ist, die ich brauche, um auf mich selbst Acht zu geben. Ich werde wissen, dass ich eine positive starke Aktion unternehme, wenn ich abwarte, bis die Zeit reif ist. Hilf mir, Gott, mich von meiner Angst, meiner Unruhe und Panik zu lösen. Hilf mir, die richtige zeitliche Abstimmung zu erlernen.

Author unbekannt
Tag 26
14.03.2013
Morgens


... empfangen wir den neuen Tag als ein Geschenk von Gott. Der Dank wird uns gegen alles Fehlende und Negative positiv machen.
... stellen wir den Tag unter Gottes Regie. Dann sind wir nicht von Angst oder Zorn oder Neid bestimmt.
... vertrauen wir unsere Familie und Freunde der Fürsorge Gottes an. So sind wir frei von ängstlichen Sorgen und können uns aneinander freuen.
... legen wir Gott auch die schwierigen Aufgaben und Menschen hin, damit wir mit ihnen richtig umgehen.
... geben wir unser ganzes Leben in Gottes Hand. So wird dieser einzelne Tag ein Tag mehr im Leben, ein Schritt weiter zum Ziel, ein Stück mehr zur Reifung. Dieser Tag bekommt seinen besonderen Glanz und sein besonderes Gewicht. Er ist kein grauer Alltag und kein Tag wie jeder andere. Er ist ein besonderer Tag vor Gott, mit Gott und zu Gott.

"Das Gebet in der Frühe entscheidet über den Tag. Vergeudete Zeit, derer wir uns schämen, Versuchungen, denen wir erliegen, Schwäche und Mutlosigkeit in der Arbeit, Unordnungen und Zuchtlosigkeit in unseren Gedanken und im Umgang mit anderen Menschen haben ihren Grund sehr häufig in der Vernachlässigung des morgendlichen Gebetes." (Dietrich Bonhoeffer)

"Herr, frühe wolltest du meine Stimme hören, frühe will ich mich zu dir wenden und aufmerken!"
(Psalm 5,4)

Aus Axel Kühner: Eine Gute Minute
Tag 27
15.03.2013
DIE FABEL VOM FROSCH


Es war einmal ein Wettlauf der Frösche. Das Ziel war es, auf den höchsten Punkt eines großen Turms zu gelangen. Es versammelten sich viele andere Frösche, um zuzusehen und ihre Artgenossen anzufeuern.

Der Wettlauf begann. In Wirklichkeit glaubte keiner von den Zuschauern daran, dass auch nur ein Frosch auf die Spitze des Turmes gelangen könnte, und alles was man hörte, waren Sätze wie: "Die Armen, sie werden es nie schaffen!"

Die Frösche begannen einer nach dem anderen - aufzugeben, außer einem, der weiterhin versuchte, auf die Spitze des Turmes zu klettern.

Die Zuschauer fuhren fort zu sagen: "Die Armen! Sie werden es nie schaffen!" Die Frösche gaben sich geschlagen, außer dem einen Dickschädel, der nicht aufgab.

Endlich hatten alle Frösche ihr Vorhaben abgebrochen - nur jener Frosch hatte alleine und unter großer Anstrengung die Spitze des Turmes erreicht. Die anderen wollten von ihm wissen, wie er das geschafft hatte.

Ein Frosch näherte sich ihm, um zu fragen, wie er es geschafft hätte, den Wettlauf zu gewinnen.

Da merkten sie, dass er taub war.

Autor unbekannt
Tag 28
16.03.2013
Ein Geduldiger ist besser als ein Starker


Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt.
Sprüche 16, Vers 32

Warum soll ein Geduldiger besser sein? Kommt es nicht auf Stärke an? Ist nicht der etwas, der als Herrscher auftritt oder zumindest Stärke zeigt? (Heute sagt man dazu "Persönlichkeit mit Führungsqualitäten, wie z.B. Härte und Durchsetzungsvermögen".) Einer, der die Dinge lenkt, andere führt, vorangeht, zeigt wo es langgeht und dabei immer wieder neues Terrain im wirklichen oder auch nur übertragenen Sinne erobert.

Und wer spricht in unserer Zeit davon, dass Selbstbeherrschung, wozu auch warten auf den richtigen Zeitpunkt gehören kann, etwas Vernünftiges ist, nachdem es als Ideal gilt alles sofort besitzen zu müssen? "Ich will alles, alles und zwar sofort...!", wie es in einem Song heißt. Aus menschlicher Sicht ist der Geduldige ein Verlierertyp, ein Schwächling, den Hoffen und Harren letztlich zum Narren macht.

Und doch sind auch hier Gottes Maßstäbe den unseren diametral entgegengesetzt. Aus der Sicht Gottes zahlt sich Geduld aus und bringt am Ende mehr Frucht, als ungeduldiges Rappeln und Drängeln. Die Geduld wird als eine der herausragenden Eigenschaften Gottes beschrieben, und das Wort der Schrift stellt uns die Geduld immer wieder als erstrebenswert und Glaubensfrucht vor Augen, die einen großen Lohn hat.

Ich selbst kann sehr ungeduldig sein. Oft gehen mir Sachen nicht schnell genug. Ich bin gereizt, wenn ich es, wie meistens, eilig habe und auf etwas warten muss oder wenn Arbeitsabläufe ständig unterbrochen werden und man einfach nicht voranzukommen scheint.

In der vergangenen Woche habe ich mir selbst, immer dann, wenn ich einen "Reiz" verspürte, gesagt: "Ein Geduldiger ist besser als ein Starker!" Und tatsächlich blieb das auf mich nicht ohne Wirkung.

Dieser Satz aus den Sprüchen brachte mich jedesmal zur Besinnung. Es ist so: Wer geduldig ist, gewinnt einen großen Freiraum zum Handeln, sieht dabei genauer hin, sieht was wirklich wichtig ist, und die Dinge laufen dann gleich viel besser und letztlich auch erfolgreicher. Das Schriftwort "ein Geduldiger ist besser als ein Starker", erweist sich somit auch in alltäglichen Dingen als zutreffend.

Es liegt ein großer Segen darauf, wenn wir uns in Geduld üben und uns Zeit nehmen. Insbesondere für die Menschen, die unsere Hilfe oder jemanden brauchen, mit dem sie reden können. Hier können wir unseren Mitmenschen einen großen Liebesdienst erweisen, wenn wir uns ihrer Sache annehmen, ihnen zuhören und dann nach einer Lösung suchen oder auch nur Mut zusprechen. Das kostet Zeit und Geduld, zahlt sich aber langfristig aus.

Aber woher die Geduld nehmen? Zur Geduld, zum Warten können, verhilft der Glaube und damit die Bindung an Gott. Der Glaubende weiß, dass nicht er es ist, der alles am Laufen halten, hasten, jagen und "rotieren" muss, sondern dass es Gott ist, der ihm nicht nur die Zeit schenkt, sondern der auch alle Dingen lenkt und trägt.

Er kann die Dinge deshalb in Gottes Hand legen und ruhig und zielorientiert das tun, was ihm aufgetragen ist. Gott ist es, der Wachsen und Gedeihen schenkt. Deshalb müssen sich Geduld und Stärke auch nicht ausschließen. Sie können sich gegenseitig ergänzen und Geduld kann zu einer Stärke werden!

Machen wir doch den Versuch und verzichten wir darauf, "Gott nachhelfen" zu wollen, wenn nicht gleich alles rund läuft. Lassen wir unser Umfeld spüren, dass wir auf Gott vertrauen - auch das ist ein Glaubenszeugnis, das nicht ohne Wirkung bleibt.

Jörgen Bauer
Tag 29
18.03.2013
Die kleine Schraube


Es gab einmal in einem riesigen Schiff eine ganz kleine Schraube, die mit vielen anderen ebenso kleinen Schrauben zwei große Stahlplatten miteinander verband. Diese kleine Schraube fing an, bei der Fahrt mitten im Indischen Ozean, etwas lockerer zu werden und drohte herauszufallen. Da sagten die nächsten Schrauben zu ihr: „Wenn du herausfällst, dann gehen wir auch.” Und die Nägel unten am Schiffskörper sagten: „Uns wird es auch zu eng, wir lockern uns auch ein wenig.” Als die großen eisernen Rippen das hörten, da riefen sie: „Um Gottes willen bleibt; denn wenn ihr nicht mehr haltet, dann ist es um uns geschehen!” Und das Gerücht von dem Vorhaben der kleinen Schraube verbreitete sich blitzschnell durch den ganzen riesigen Körper des Schiffes. Er ächzte und erbebte in allen Fugen. Da beschlossen sämtliche Rippen und Platten und Schrauben und auch die kleinsten Nägel, eine gemeinsame Botschaft an die kleine Schraube zu senden, sie möchte doch bleiben; denn sonst würde das ganze Schiff bersten und keine von ihnen die Heimat erreichen. Das schmeichelte dem Stolz der kleinen Schraube, dass ihr solch ungeheure Bedeutung beigemessen wurde, und sie ließ sagen, sie wolle sitzen bleiben.
(Rudyard Kipling)

Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der mancherlei Gnade Gottes!
1.Petrus 4,10

Aus Axel Kühner: Hoffen wir das Beste
Tag 30
19.03.2013
Geh deinen Weg


Geh deinen Weg ohne Jagen und Hast,
lass dir von niemand vorschreiben, welcher Weg für dich der richtige sei.
Entscheide nicht voreilig,
sondern bedenke jeden Weg den du wählen willst vor Gott.
Entscheide nicht nach deinem eigenen Gutdünken,
sondern sei weise und besonnen.
Bespreche deine Pläne mit Gott, breite sie im Gebet vor Gott aus.

Sei offen für das Reden Gottes und für seinen Willen.
Höre nicht nur mit den Ohren, sondern auch mit dem Herzen.
Gehe in die Stille und werde ruhig vor Gott.
Lege alles ab, was dir deine Zweisamkeit mit Gott stören will.
In der Hektik und dem Lärm des Alltages überhört man schnell
die leise, mahnende, ermahnende Stimme Gottes
man kommt nicht zur Ruhe
und nimmt schnell die eigenen Wünsche, Pläne und Vorstellungen,
als den von Gott angewiesenen Weg an.

Nur wer fähig ist sich selbst ganz zurückzunehmen,
Geduld zu üben und abzuwarten bis Gott redet und antwortet,
nur wer willig ist sein eigenes Denken, Planen, Wünschen und Trachten loszulassen
um innerlich offen und frei zu sein für Gottes Reden,
nur der wird die Stimme Gottes hören und sein Reden vernehmen.

Welch ein Segen liegt in dem Stille werden vor Gott.
Welch eine Verheißung liegt auf dem Gehorsam gegenüber Gott.
Wie viel Schmerzen und Leid bleibt dem Menschen erspart,
der sich immer wieder nach dem Willen Gottes ausstreckt
und ihn in Gehorsamkeit lebt.

Wenn du das Reden Gottes vernommen hast,
zögere nicht, dich auf den Weg zu machen.
Dann geh deinen Weg ohne Jagen und Hast,
geh ihn in der Gewissheit, dass es der Weg ist,
den Gott für dich ausgesucht und bestimmt hat.
Auch wenn du auf diesem Weg, dem Weg des Gehorsams,
deine eigene Wünsche und Pläne begraben musst.

Du wirst sehen und erleben,
im Gehorsam gegenüber Gott liegt ein großer Segen.
Gott gibt, wenn wir auf seine Stimme hören
und um seines Willen eigene Pläne und Wünsche loslassen, tausendfältig zurück.

Elvira Strömmer
Tag 31
20.03.2013
Man sieht nur mit dem Herzen gut


Da war ein Mann, für den nur zählte, was er messen, wiegen und zusammenzählen konnte. Er hatte eine Menge Geschäftssinn und verstand Geld zu machen, war aber blind für die „Gaben des Himmels". Er hatte seinen Stall voll Kühe stehen und rechnete mit dem Ertrag ihrer Milch. Darum geriet er in Panik, als er eines Morgens in den Stall kam und keine einzige Kuh mehr einen Tropfen Milch gab. Als sich das wiederholte, legte er sich auf die Lauer.

In der Nacht, als die Sterne immer heller leuchteten, sah er, wie an einer Strickleiter aus geflochtenen Strahlen Mädchen herunterstiegen. Sie gingen singend in den Stall, und jede molk ohne Eimer eine Kuh. Diese Verschwendung machte ihn wütend; er sprang auf die Sternenmädchen zu, um sie zu fangen und zu schlagen. Sie aber kicherten, wichen ihm flink aus, kletterten auf der Strahlenstrickleiter zurück und zogen sie ein. Nur: ein Mädchen hatten sie vergessen. Das packte der Mann an den Haaren und hielt es fest. - Im Morgengrauen verrauchte sein Zorn schnell: Er sah, wie schön es war, und fragte: „Willst du meine Frau werden?" Das Mädchen willigte ein unter einer Bedingung: „Du darfst nie in dieses Körbchen schauen." Jetzt erst sah er das kleine, kunstvoll geflochtene Körbchen. „Ich bin noch nie neugierig gewesen", sagte der Mann, „nie werde ich hineinschauen!" Monatelang ging es gut. Doch immer öfter, wenn er an dem Körbchen vorbeikam, erwachte seine Neugier, doch einmal hineinzuschauen. Als seine Frau einmal nicht daheim war, hob er den Deckel und schaute hinein: Der Korb war leer!

Schließlich kam seine Frau nach Hause. Sie sagte traurig: „Du hast in das Körbchen geschaut." „Dummes Ding", lachte der Mann, „warum sollte ich nicht hineinschauen? Da ist doch gar nichts drin!" Da sah seine Frau ihn lange an, drehte sich um und ging fort. Sie wurde nie wieder gesehen.
(Nach Käthe Recheis)

  Die Frau ging doppelt traurig fort. Einmal, weil ihr Mann sein Versprechen gebrochen hatte. Und mehr noch, weil er das, was im Körbchen lag an Liebe und Treue, Vertrauen und Zuneigung, nicht sehen und nur darüber lachen konnte. Denn das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar. „Man sieht nur mit dem Herzen gut"
(Antoine de Saint-Exupery).

  „Jesus Christus habt ihr nicht gesehen und habt ihn doch lieb; und nun glaubt ihr an ihn, obwohl ihr ihn nicht seht; ihr werdet euch aber freuen mit unaussprechlicher und herrlicher Freude!"
(1. Petrus 1,8)

Aus Axel Kühner: Hoffen wir das Beste
Tag 32
21.03.2013
Das Buch mit den sieben Siegeln


Und ich sah in der rechten Hand dessen, der auf dem Thron saß, ein Buch, beschrieben innen und außen, versiegelt mit sieben Siegeln.
Offenbarung 5, Vers 1

"Das Buch mit den Sieben Siegeln" ist sprichwörtlich geworden. Wenn etwas absolut unklar und undurchschaubar ist, sagt man, dass der, die oder das "ein Buch mit sieben Siegeln" ist.

Und das ist nicht falsch. Denn um ein solches Buch handelt es sich auch bei dem Buch, das der, der auf dem Thron sitzt, womit Gott gemeint ist, in der rechten Hand hält. Die Bücher bestanden damals nicht aus gebundenen Seiten, wie wir das heute kennen, sondern aus Buchrollen.

Aus dem gesamten Text erkennen wir, dass dem Seher Johannes die Dinge, die er uns mitteilen soll, in einer für Menschen verstehbaren bildhaften Form vermittelt werden, denn es geht hier um Vorgänge in der unsichtbaren Welt, die jenseits unseres Erkennens und Begreifens liegen.

Dieses versiegelte Buch enthält alle göttlichen Geheimnisse und alle Geheimnisse der Weltgeschichte. All die Dinge, die uns widersinnig, rätselhaft und unerklärlich scheinen. Die als besonders vollkommen geltende Zahl "Sieben" verweist darauf, dass es sich um besonders streng gehütete Geheimnisse handelt, die außer Gott, niemand kennt.

Wir erfahren, dass im ganzen Himmel, auf Erden und unter der Erde, niemand gefunden wurde, der würdig wäre, das Buch aufzutun und die Siegel zu brechen.

Im weiteren Verlauf des himmlischen Geschehens wird dann aber deutlich, dass es doch einen gibt, der würdig ist, das Buch aufzutun und die Siegel zu brechen, wobei erkennbar wird, dass es sich bei dem Würdigen um Jesus Christus handelt.

Dieser bricht die Siegel, wobei wir nicht erfahren, was in dem Buch steht. Sondern nur soviel, dass das Brechen eines jeden Siegels mit einer Wirkung für die Erde verbunden ist, die in ihrer Gesamtheit als "Siegelgerichte" bezeichnet werden.

Bereits an dieser Stelle wird deutlich, dass Jesus Christus alle Gewalt im Himmel und auf Erden übergeben ist.

Das Tröstliche, das wir als Christen daraus schließen können ist, dass regiert wird und alles was uns sinnlos und unbegreiflich erscheint einen letzten Sinn hat, der uns allerdings verborgen bleibt.

Wir wissen auch nicht, inwieweit das Gerichtshandeln mittels der sieben Siegel mit dem, was in dem Buch steht, zusammenhängt. Nur soviel wird in der Offenbarung klar, dass alle Gerichte immer auch noch Rufe zur Umkehr sind.

Wenn in der Welt also Dinge geschehen, die uns entsetzen, erschrecken und ängstigen, dann dürfen wir wissen, dass es auch hier unser Herr ist, der alles in seinen Händen hält, der uns trägt und bewahrt und aus dessen Hand alles kommt.

Das zu wissen genügt. Mehr werden wir nicht erfahren. Deshalb sind auch weiterhin Vertrauen auf Gott und der Glaube gefragt, auf den Gott den allergrößten Wert legt. Wir wollen Gott deshalb bitten, dass ER unseren schwachen Glauben stärkt.

Jörgen Bauer
Tag 33
22.03.2013
Das erste und das letzte Wort


Wenn alles ausgeredet ausgerechnet
Kalkuliert und spekuliert
Wenn alles tausendfach erklärt
Bewiesen
Aufgesagt und abgeschrieben
Widerrufen
Neu behauptet
Festgestellt und festgelegt und
Festgesetzt
Und dementiert und falsch betont
Hinausposaunt
Manipuliert und propagiert und wahrgesagt
Hundertprozentig prophezeit
Dokumentiert und illustriert
Korrigiert
Und vorgeworfen nachgeworfen
Zugerufen
Fest versprochen
Ehrenwort und Wortgefecht
Nachgeredet überredet
Eingetrichtert inhaliert und suggeriert
Und wenn dann wirklich alles
Ausgeredet hat
Und sprachlos ist
Dann möge Gott der Herr
Uns immer wieder sagen
Uns immer wieder zeigen
Dass nur sein Wort
Das erste und letzte Wort
Dass unser Tun und Hören
Seinem Wort entsprechen möge

Denn seine Sprache ist unser täglich Brot
Und unser nächtliches Vertrauen
Sein Wort ist Geist
Der uns alle friedlich macht
Und freundlich macht
Lebendig macht
Und auch unsterblich macht.

(Hanns Dieter Hüsch)


Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.
(Johannes 5,24)
Tag 34
23.03.2013
Das wirkliche Wunder


Alle Menschen erwarten vom Leben das Wunderbare: die große Liebe, bleibenden Erfolg, höchste Qualität und die tiefste Erfüllung. Darüber hinaus ersehnen viele noch übernatürliche Erfahrungen, übersinnliche Erscheinungen und besondere Offenbarungen. Menschen suchen nach dem Mysterium, dem Geheimnis des Lebens.

In Wahrheit sind wir selbst in unserem von Gott gestifteten Leben das wirkliche Wunder. Wir Menschen sind in unserem Lebendigsein und Bewusstsein das einzigartige Mysterium. Der menschliche Organismus und das menschliche Bewusstsein sind die Summe der Erfahrung, Weisheit und schöpferischen Intelligenz Gottes.

Gott gab uns fünf Sinne, um das Leben wahrzunehmen; Lebensraum, Lebenszeit, Lebensgefährten, Lebensfreude, Lebenskraft, Lebenssinn und Lebensziel. Gott schuf zwei Geschlechter und schenkte in der Zuordnung von Frau und Mann das Mysterium der Liebe. Und Gott gab dem Menschen ein Gehirn, das wunderbarste und vielfältigste Stück Leben im ganzen Kosmos. Hundert Milliarden Nervenzellen in unserem Gehirn können viele Male mehr Verbindungen knüpfen, als es jeder Mensch auf dieser Erde mit jedem anderen auf der Erde könnte. Die mögliche Zahl der Schaltungen in unserem Gehirn soll die Zahl der Atome des gesamten Universums übersteigen.

Was die Weisen aller Zeiten schon wussten, bestätigt nun auch die Wissenschaft: Der Mensch ist ein wunderbarer Mikrokosmos in einem unfassbar großen Makrokosmos. Wir sind das Wunder Gottes, das Wunder des Lebens in einer wunderbaren Welt Gottes.

Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.
Psalm 139,14

Aus Axel Kühner: Hoffen wir das Beste
Tag 35
25.03.2013
Ostern entgegen


"Von der Erde bist du genommen und zur Erde kehrst du zurück!" Mit diesen Worten werfe ich drei Schaufeln voll Erde ins Grab.
Es ist ein kalter Februartag heute. Hin und wieder bricht die Sonne durch den verhangenen Himmel. Nur eine kleine Trauergemeinde hat sich um das Grab versammelt. Es gibt nur noch wenige Angehörige und Freunde, die der 92-jährigen Verstorbenen die letzte Ehre erweisen können. Nach dem gemeinsamen "Vater Unser" spreche ich das Schlussgebet und erteile den Umstehenden den Segen. Dann spreche ich den Angehörigen mein Beileid aus und gehe zurück zur Sakristei. Erwin geht mit mir. So tut er es seit vielen Jahren. Erwin ist Totengräber. Eigentlich ist er ja schon längst im Ruhestand. Aber solange es gesundheitlich halbwegs geht, hilft er im Bestattungsunternehmen auch weiterhin aus wenn er gebraucht wird, sagt er.

"Hast du eine Ahnung, wie viele Menschen du auf ihrem letzten Weg begleitet hast?", frage ich Erwin. Er überlegt ein wenig. "Viele", sagt er dann, "sehr viele sind es wohl geworden in den fast fünfzig Jahren. Irgendwann hört man auf zu zählen." Erwin hat Recht. Mir geht es ähnlich. Ich könnte die Frage auch nicht beantworten.

Meine Gedanken gehen weiter. "Weißt du, Erwin", sage ich, "manchmal denke ich: Irgendwann sind wir es selbst, denen man das letzte Geleit gibt." - "Ja", meint Erwin, "irgendwann sind wir es selbst." Und nach einer kurzen Pause fährt er schmunzelnd fort: "Aber auch das werden wir schließlich überleben!"

Noch während ich überlege, wie ich auf diesen vermeintlichen Scherz reagieren soll, wird mir bewusst: Alles, was ich je bei Beerdigungen als Priester gesagt habe, alles, was ich zutiefst im Inneren glaube, alles, worauf die Christinnen und Christen ihre ganze Hoffnung setzen, hat der Erwin jetzt in einem einzigen Satz zusammengefasst. Ich bleibe stehen und schaue Erwin in die Augen: "Ja, du hast recht, Erwin - das werden wir auch noch überleben ..."

Langsam gehen wir weiter in Richtung Sakristei. Es ist immer noch kalt. Trotzdem bricht schon immer öfter die Sonne durch. Wir gehen Ostern entgegen.

Originalbeitrag von Pfarrer Franz Zeiger, Linz
Tag 36
26.03.2013
Herr wache über mich!


Herr, wache über mich und mein Leben.
Halte schützend Deine Hand über mich
und gib mir Frieden für mein unruhiges Herz.
Wache über mich und meine Gedanken,
damit mich die Angst nicht verzehrt.
Wache über meinen Glauben an Deine Güte,
damit ich das Vertrauen zu Dir nicht verliere.
Wache über meinen Lebensmut,
damit ich mich nicht selbst aufgebe.
Stärke Hoffnung und Zuversicht
und lass mich den Reichtum erkennen,
den Du auf mein Leben gelegt hast.
Amen.

(J. A. Bengel)   
Tag 37
27.03.2013
Die offene Himmelstür


Petrus holte tief Luft: "Ich habe die Himmelsschlüssel verloren!" Gott sah ihn fragend an. "Und deswegen machst du dir solche Sorgen?" Petrus sah Gott ausgesprochen verblüfft an: "Ja, aber - ohne Schlüssel kann man hier im Himmel kein Tor und keine Tür öffnen oder abschließen!" - "Und was wäre daran so schlimm?" Petrus blickte überhaupt nicht mehr durch: "Aber, Gott, dann könnten alle jederzeit überall hin, wir hätten keine Kontrolle mehr ..." Petrus seufzte. Es war die alte Auseinandersetzung zwischen ihnen - die Liebe Gottes, gut und schön, aber irgendwie musste man doch auch Ordnung halten. Wo käme man denn sonst hin ...?

"In den Himmel!", antwortete Gott, der gelegentlich seine Fähigkeiten dazu einsetzte, die Gedanken seiner Gesprächspartner zu lesen. "Hier ist jeder willkommen, der kommen mag. Und eigentlich wäre es mir viel lieber, wenn ihr endlich diese blöden Kontrollen aufgeben und die Tore einfach weit öffnen würdet!"

"Aber", Petrus verhaspelte sich fast, "das geht doch nicht. Wenn hier jeder käme ..." - "Genau das will ich!", sagte Gott entschieden, "ich möchte, dass jeder, der kommen mag, auch kommen kann - und nicht erst an der Pforte klopfen muss, Taufschein oder Firmbestätigung abgeben oder gar erst das Glaubensbekenntnis auswendig herunterbeten muss."

Petrus schaute ihn sprachlos an. "Das war mir schon lange ein Dorn im Auge", fuhr Gott ernsthaft fort. "Ich schenke mich schließlich her - wieso maßt ihr euch an, darüber zu urteilen, wer dieses Geschenkes würdig ist und wer nicht? Wem ich mich schenke, entscheide immer noch ich. Auf eine Verwaltung, die mir diese Entscheidung freundlicherweise abnehmen will, verzichte ich dankend."

"Aber wir wollten doch nur ...", wagte Petrus einzuwerfen. "Natürlich wolltet ihr nur mein Bestes - ich weiß. Ihr wolltet mich schützen und hegen und pflegen, mir alles Mögliche ersparen. Manchmal komme ich mir dabei aber vor wie Meißner Porzellan, das zwar gut sichtbar, aber unberührbar in eine Glasvitrine gestellt wird, damit mir bloß nichts passiert. Mir passiert schon nichts, Gott geht nicht so schnell kaputt. Sorgt euch lieber darum, dass ihr nicht kaputtgeht!"

Einen Moment lang ging Petrus das Wort "Urlaub" durch den Kopf ...

Aus: Andrea Schwarz, Bunter Faden Leben. Mutmachtexte, hrsg. von Ulrich Sander, S. 118-120
Tag 38
28.03.2013
Das Kreuz des Jesus Christus

Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu

Was keiner wagt, das sollt ihr wagen
was keiner sagt, das sagt heraus
was keiner denkt, das wagt zu denken
was keiner anfängt, das führt aus

Wenn keiner ja sagt, sollt ihr's sagen
wenn keiner nein sagt, sagt doch nein
wenn alle zweifeln, wagt zu glauben
wenn alle mittun, steht allein

Wo alle loben, habt Bedenken
wo alle spotten, spottet nicht
wo alle geizen, wagt zu schenken
wo alles dunkel ist, macht Licht

Das Kreuz des Jesus Christus
durchkreuzt was ist
und macht alles neu

Aus: Lothar Zenetti, Auf Seiner Spur. Texte gläubiger Zuversicht, S. 125
Tag 39
29.03.2013
Die Stunde des Sieges


Aber Jesus schrie abermals laut und verschied. Und siehe, der Vorhang im Tempel zerriss in zwei Stücke von oben an bis unten aus. Und die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf und gingen aus den Gräbern nach seiner Auferstehung und kamen in die heilige Stadt und erschienen vielen. Als aber der Hauptmann und die mit ihm Jesus bewachten das Erdbeben sahen und was da geschah, erschraken sie sehr und sprachen: Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen!
Matthäus 27, Verse 50 bis 54

Wenn der Sohn Gottes, der, durch den, in dem und zu dem alle Dinge geschaffen sind, Menschengestalt angenommen hat und als Mensch zu unserer Erlösung stirbt, dann ist das ein Ereignis, an dem die ganze Schöpfung teilhat.

Der Evangelist Lukas berichtet hier zusätzlich von einer Verfinsterung, die von der sechsten bis zur neunten Stunde über das ganze Land kam und dass die Sonne ihren Schein verlor.

Wie gut und heilsam für uns, wenn wir das Sterben Jesu als den entscheidenden und größten Sieg aller Zeiten über die Mächte der Finsternis und des Todes begreifen und davon absehen, Jesu Leiden und Sterben auf eine Art "Solidaritätshandeln" mit den Leidenden in dieser Welt zu reduzieren, wie das in Sozialpredigten häufig geschieht.

Matthäus beschreibt die sichtbaren Folgen dieses Sieges in eindrücklichen Worten.

Der Vorhang im Tempel, der den Zugang zum Allerheiligsten und damit den Zugang zu Gott, verschloss, zerriss von oben bis unten. Bislang durfte nur der Hohepriester einmal im Jahr, am großen Versöhnungstag, das Allerheiligste betreten und sich damit Gott nahen. Nach dem Sieg Jesu ist dieser Zugang zu Gott jederzeit und für alle Menschen frei. Jeder darf sich Gott nahen.

Die Erde erbebte, die Felsen zerrissen, die Gräber taten sich auf, und es kam zu einer ersten Auferstehung, derer, die in ihrem Leben Jesu angehört hatten. Deutlicher kann man den Sieg Jesu über den Tod nicht sichtbar machen und dass der Tod, über diejenigen, die Jesus angehören, keine Macht mehr hat.

Was für ein Trost für uns!

Und nicht nur das. Der heidnische Hauptmann und die römischen Soldaten, die befehlsgemäß die Kreuzigung durchführten und mit Jesus und dem Evangelium überhaupt nichts am Hut hatten, erschraken und erkannten, im Gegensatz zur jüdischen Obrigkeit, dass hier der Sohn Gottes gekreuzigt worden war.

Wir wissen nicht, was aus dem Hauptmann und den Soldaten wurde. Nachdem diese aber erwähnt werden, ist es denkbar, dass hier die ersten Heiden für den Glauben an Jesus Christus gewonnen wurden und sich der Sieg Jesu bereits hier bis in die Heidenwelt hinein auswirkte.

Bei aller Trauer über das Leiden und Sterben Jesu, wie es in der christlichen Kirche Tradition ist, sollte nicht die Trauer, sondern der Sieg Jesus im Vordergrund stehen.

Traurigkeit über unsere Sünde, die ursächlich für das Leiden und Sterben unseres Herrn ist, ist mehr als angebracht. Aber es darf nicht bei den Symbolen für Not, Tod und Schmerz verbleiben.

Alle Reue über unsere Sünde und Verkehrtheit muss eine Reue sein, die niemand gereut, wie die Schrift sagt, weil Jesu Leiden und Sterben ein grandioser Sieg folgte, an dem wir unverdientermaßen teilhaben dürfen.

Dafür wollen wir unserem Herrn und Heiland in erster Linie danken und auch daran sollen wir an Karfreitag denken.

Jörgen Bauer
Tag 40
30.03.2013
Alles hat seine Zeit


Alles hat seine Zeit, alles auf dieser Welt hat seine ihm gesetzte Frist.
(Prediger 3,1 - Neues Leben. Die Bibel)

Der Sekundenzeiger springt. Die Uhr tickt und die Zeit läuft unaufhörlich. Manchmal kann eine Minute unendlich lang wirken. Das Warten auf ... Wann ist es endlich so weit?

Manchmal kann eine Minute aber auch viel zu kurz erscheinen. Das Genießen von ... Was, schon vorbei?

Der Sekundenzeiger springt von einer Zahl zur nächsten, die Uhr tickt. Manchmal ist es geradezu beängstigend, wie die Zeit vergeht. Sekunde für Sekunde springt der Zeiger weiter. Sekunde für Sekunde tickt vorüber. Wie gerne würde man die Zeit festhalten oder manche Momente noch einmal erleben. Es ist schade, wenn beeindruckende Zeiten oder wunderbare Begegnungen vorbei sind. Dann bleiben nur die schönen Erinnerungen.

Manchmal ist es aber auch geradezu befreiend, dass die Zeit läuft und der Zeiger Sekunde für Sekunde weiterspringt. Manche Momente möchte man niemals festhalten. Wie gut, wenn eine bedrückende Zeit endlich vorbei ist! Da fällt einem eine Last von den Schultern. Dann kann man aufatmen - geschafft.

Der Sekundenzeiger springt. Die Uhr tickt. Die Zeit läuft. Unaufhörlich.

Alles hat seine Zeit.
Das Klagen wie das Tanzen vor Freude.
Das Lachen wie das Weinen.
Das Schweigen wie das Reden.


Das Schöne wie das Schwere: Alles ist begrenzt in der Zeit.
Es hat immer nur Bestand für eine bestimmte Zeit, nicht für alle Zeit.
Ja, Zeit selbst ist begrenzt. Das macht sie ja so wertvoll!
Zeit ist ein Geschenk - auch heute.
Was erfüllt Sie heute? Wie nutzen Sie die geschenkte Zeit?

Author: Andreas Hellmich