Reise der Pfarreiengemeinschaft Meitingen nach Prag |
Kultur, Geschichte und Religion im Herzen Europas
vom 7. – 9. September 2012 So schnell wie dieses Mal war noch keine unserer Fahrten ausgebucht. Zurecht, denn was wir vom Christlichen Reisebüro des Dr. theol. Petr Krizek in Prag geboten bekamen, war außergewöhnlich und sehr beeindruckend. Dazu kam die moderne Technik: Per Funkmikro waren wir mit unseren Stadtführern verbunden, sodass man sich Zeit zum Betrachten und zum Fotografieren nehmen konnte, ohne den Anschluss an die Gruppe zu verlieren. Unser erstes Ziel war das Strahov-Kloster des Prämonstratenserordens mit seinen berühmten Bibliotheksälen, darin über 130 000 Bände, 3000 Handschriften und zahlreiche alte Landkarten, am ältesten das Strahover Evangelienbuch aus dem 9./10. Jahrhundert. Im reich stuckierten theologischen Saal blickt ein spätgotischer Johannes Evangelist (Holz, farbig gefasst) auf den Betrachter, er hat sein dickes Buch in einem Beutel verstaut, den er in der Hand hält. Traumhaft die Aussicht vom Klosterberg hinunter auf die Stadt - wir suchen nach der Fahne auf der deutschen Botschaft - und hinüber auf den Hradschin, den wir per Bus nach kurzer Zeit erreichen. Die Kaffeepause tut gut, denn viel Geschichte wartet auf uns. Im St.-Veitsdom verweilen wir vor dem Jugendstil-Fenster des Alfons Mucha, lernen dabei den heiligen Wenzel und seine Großmutter Ludmilla kennen, denen wir in den nächsten Tagen immer wieder begegnen werden. 74 m lang und 39 m hoch ist der gotische Chorraum des Baumeisters Peter Parler, im Kapellenkranz besuchen wir das aus 2 Tonnen Silber nach einem Entwurf von J. E. Fischer von Erlach in Wien gefertigte barocke Grabmahl des Heiligen Nepomuk. Der Kapelle mit dem Grab des Heiligen Wenzel, ebenfalls von Peter Parler, geben mehr als tausend Halbedelsteine, in vergoldeten Putz gesetzt, eine geheimnisvolle Ausstrahlung, verstärkt noch durch die Geheimnisse hinter der schweren Tür mit den 7 Schlössern, deren Schlüssel auf die wichtigsten Repräsentanten des Staates verteilt sind. Auf dem Hradschin besichtigen wir anschließend die romanische St.-Georgskirche und im Alten Königspalast den Wladislaw-Saal mit seinem feinen Rippengewölbe. Die Stufen hinauf geht es in die Grüne Stube, berühmt geworden durch den Prager Fenstersturz von 1618, der den 30-jährigen Krieg zur Folge hatte. Nach so viel großer Geschichte tat ein Gang durch das Goldene Gässchen gut. Hier hat der Schriftsteller Franz Kafka gelebt und geschrieben. Daneben lerne ich in einem Marionettenladen, dass Till Eulenspiegel in Tschechien Kaspár heißt, er kann mit den Augen rollen und streckt mir die Zunge heraus. So reiht sich ein Häuschen an das nächste, liebevoll eingerichtet als Kräuterküche, Alchimistenstube oder auch Verkaufsladen. Die Zeit läuft zu schnell davon. – Am nächsten Tag verlassen wir die Stadt Prag, um in Alt-Bunzlau den Ort kennen zu lernen, an dem der Heilige Wenzel von seinem Bruder Boleslav erstochen wurde - wegen seines christlichen Glaubens. Hier betete Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch in Tschechien 2009, hier versammeln sich alljährlich die Repräsentanten des Staates am 28. 9., dem Namenstag des Heiligen Wenzel, der zum Nationalfeiertag wurde. Auf dem Kirchhof steht auch noch eine romanische St.-Klemenskirche, deren Fresken aus der Apokalypse immer noch Rätsel aufgeben. Zur Mittagszeit besuchen wir an diesem 8. September die barocke Marienbasilika in Alt-Bunzlau mit dem aus korinthischem Kupfer gefertigten Schutzrelief „Palladium Böhmens“ und ehren Maria mit einer Heiligen Messe zum Festtag „Maria Geburt“. Nebenan dampft es inzwischen schon in der Küche beim Dorfwirt, eine Spezialität soll für die Gäste aus Deutschland auf den Tisch kommen: 4 mit Heidelbeeren gefüllte böhmische Knödel unter einer Haube aus Quark und Sahne! Zurück in Prag heißt es Umsteigen in die historische Straßenbahn. Welch ein scharfer Kontrast! Hier der 4-Sterne-Bus der Firma RED, dort die rumpelige, mit Holzsitzen bestückte alte Straba, eine echte Herausforderung für diejenigen, die aufs Fotografieren nicht verzichten wollten, aber eine perfekte Entlastung für unsere vom Prager Kopfsteinpflaster gestressten Füße. Von der Kleinseite aus geht es durch die Altstadt, die Josephstadt und die Neustadt hin zum Platz der Republik und dann hinein in das schönste Jugendstilcafé Prags. Anschließend durchstreifen wir zu Fuß in zwei Gruppen die Altstadt und reihen uns ein in die große Menschenmenge, die wegen des Prag-Marathons bei herrlichstem Spätsommerwetter in die Stadt geströmt ist. Wir lassen uns aber nicht davon abhalten, bei der Statue des Heiligen Nepomuk auf der Karlsbrücke unseren Wunsch auszusprechen und um 18 Uhr gebannt auf die Astronomische Uhr auf dem Altstädter Rathaus zu starren, wo sich in zwei Fenstern die Figuren von Christus und den Aposteln vorbeibewegen, bevor der Hahn oberhalb kräht. Den Eigentlich sollte der zweite Reisetag mit dem Besuch der traditionellen Biergaststätte U Flekú enden, aber dank unserer engagierter Reiseführer lernten wir danach auch noch das nächtliche Prag mit Feuerwerk über der Moldau kennen. War eine Steigerung der Eindrücke am dritten und letzten Reisetag überhaupt noch möglich? Petr Krizek schaffte dies mit der Vorstellung des einzigartigen Prager Kreuzwegs nach dem Gottesdienst in seiner Heimatpfarrkirche „Maria, Königin des Friedens“ in Prag Lhotka. In 14 Stationen gestaltete der akademische Bildhauer Karel Stádnik die Sünden der Menschheit, die Jesus Christus auf sich genommen hat – zur Erlösung der Welt. Da stehen wir vor dem Atompilz, dem römischen Kolosseum mit verfolgten Christen, dem Konzentrationslager mit dem hervorgetretenen Maximilian Kolbe. In deutlichen, markanten Worten führt uns Dr. Krizek von Station zu Station. Immer wieder gerät Bewegung in die Gruppe, keiner will die Betrachtung einer Station versäumen. Wie gut, dass das Reiseteam für den Nachmittag und perfekt für den Abschied von Prag eine Moldaufahrt eingeplant hatte. Die größte Freude für Pfarrer Johnson, der uns so einfühlsam mit meditativen Texten und so unendlich lustig mit seinen treffsicheren Witzen, z. B. „Der Tourist im Allgäu“ oder „Der neue Beichtstuhl“, begleitete, war wohl der Sonntagsgottesdienst in Prag Lhotka, bei dem er rechts und links von Kindern samt jungen Müttern und Vätern umgeben war, die in großer Frömmigkeit der heiligen Handlung folgten. |